Ob der Griff ins eigene Gesicht in dieser Woche zum Trainingsprogramm gehört hat, ist nicht überliefert. Es ist jedoch beinahe zu vermuten, nachdem man Alessandro Bozzato, dem Coach des BSV 98 Bayreuth, zugehört hat. „Jeder muss sich an die eigene Nase fassen und darf nicht Fehler beim anderen suchen“, hat er von seinem Team gefordert. Aufregende Wochen stehen an, die mit dem Verbleib in der Herren-Regionalliga Süd-Ost gekrönt werden sollen.
„Von Platz fünf bis neun ist alles möglich“, meinte Bozzato vor dem Gastspiel am Samstag (18.30 Uhr) beim SC Freising, dem viertletzten regulären Auftritt in diesem Spieljahr. Der neunte Rang würde freilich den direkten Abstieg bedeuten, der achte eine Relegationsrunde mit den beiden Bayernliga-Zweiten zur Folge haben. Alles andere verheißt ein viertes Jahr in Folge in der vierthöchsten deutschen Liga.
Der BSV hat bisher 16 Punkte gesammelt, der SVS Türkheim 13, der TB/ASV Regenstauf 17, der VC Amberg 19, der SV Schwaig II als Fünfter 21. Regenstauf spielt nur noch drei Mal, alle anderen vier Mal. Die beiden Mannschaften unmittelbar vor und hinter den Bayreuthern müssen noch jeweils gegen die VGF Marktredwitz und den VC DJK München-Ost/Herrsching II antreten, also gegen den Titelanwärter aus Oberfranken (14 Spiele, 14 Siege) und den unangefochtenen Tabellenzweiten.
Die Rechnung von Bozzato und seinen Mitspielern sieht so aus: „Mit vier Siegen bleiben wir sicher in der Klasse, mit dreien ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch. Vielleicht reichen auch schon zwei Erfolge.“ Und dies vor allem, wenn sie gegen die „richtigen“ Gegner geholt werden, nämlich gegen die mitgefährdeten Türkheimer (am 7. März in eigener Halle) und acht Tage später zum Saisonfinale in Amberg. Doch das liefe auf ein nervenzerfetzendes Saisonfinale hinaus, das die Mannschaft von der Prellmühle mit vorhergehenden Punktgewinnen möglichst vermeiden will.
Und hier sind die Chancen auf etwas Zählbares an diesem Wochenende höher als am 22. Februar, wenn die Marktredwitzer womöglich zum offiziellen Feiern ihres Aufstiegs in die Turnhalle am Roten Main kommen. Der SC Freising (23 Punkte/Vierter) als kommender BSV-Gegner hat in diesem Jahr nämlich noch nicht gewonnen. Fünf Niederlagen gab es, bei zweien holten die Oberbayern immerhin je einen Zähler, nicht jedoch gegen die Bayreuther Rivalen Türkheim und Regenstauf (je 1:3). BSV-Abteilungsleiter Hartmut Joost erlebte jüngst das Freisinger 2:3 in Amberg aus nächster Nähe – er war Schiedsrichter – und zeigte sich überrascht, wie sich der SC nach deutlich gewonnenem ersten Satz noch die Butter vom Brot hatte nehmen lassen.
Im Hinspiel beim BSV präsentierten sich die Freisinger indes in einer starken Verfassung und überrollten den Gastgeber förmlich: 25:14, 25:19, 25:9. Im Vorfeld dieser Partie hatten provozierende Whats-app-Nachrichten eines Bayreuther Spielers gen Freising für Aufregung gesorgt und den Ehrgeiz des SC zusätzlich angestachelt.
Mit 21 Punkten lag das Freisinger Team Anfang Dezember dann auch noch glänzend im Rennen, ehe – offenbar auch bedingt durch Blessuren von Stammspielern – die Chance auf Rang zwei eingebüßt wurde. Nun steht dort, für den SCF uneinholbar, der VC DJK München-Ost/Herrsching.
Der BSV wird zuversichtlich nach Freising aufbrechen. Bozzato: „Die Trainingsbeteiligung ist gut, bis auf den angeschlagenen Lukas Schröder und den verhinderten Volker Nissels sind am Samstag alle an Bord.“ Der beruflich eingespannte Libero selbst spart sich die Fahrt in den Norden von München, weil Michael Höbel und Lars Naumann auf seinem Posten bereitstehen. Außenangreifer Julius Spantig kann auch in der Mitte spielen, falls die jungen Marc Fronhöfer und Toni Oetter dort eine Pause brauchen. Und Artem Kapelus ist eine Zuspieler-Alternative für den Fall, dass Milan Dornhöfer zusätzlich zu Spantig, Jörg Fredersdorf und Lukas Neidl als Angreifer benötigt wird.