Das war eine der Niederlagen, nach denen dem Verlierer nur noch der pure Sarkasmus bleibt. „Jetzt werden sie bei Tabellenführer Marktredwitz ganz schön vor uns zittern, wenn wir kommenden Samstag dort antreten“, meinte Kapitän Fabian Buck. Und Alessandro Bozzato, der Coach und Libero des Regionalligisten BSV 98 Bayreuth, kündigte im Frust nicht ganz ernsthaft an: „Noch so ein Spiel, und ich beende sofort meine Karriere.“ Mit 0:3 (14:25, 19:25, 9:25) war sein Team in nur 56 Spielminuten daheim gegen den SC Freising untergegangen. Es rutschte in der Tabelle vom vierten auf den sechsten Rang ab.
Das Ernüchterndste an diesem Sonntagnachmittag war die Feststellung, dass der Motor des Tabellendritten noch nicht mal auf Hochtouren laufen musste, um die Punkte nach Oberbayern zu kutschieren. „Wir haben es dem Gegner sehr, sehr leicht gemacht“, klagte dann auch der verletzte BSVler Jörg Fredersdorf. Er war ebenso wie der verhinderte Milan Dörnhöfer schmerzlich vermisst worden. „Es war irgendwie von Anfang an absehbar, dass das heute nichts werden würde“, sagte Fredersdorf.
42 Punkte im gesamten Spiel, gerade mal neun Zähler in einem Durchgang – damit holte sich der BSV gleich zwei Negativ-Saisonrekorde der Liga. Beide hatten bis dato pikanterweise die Freisinger inne, die sich mokiert haben sollen, dass dies im Vorbericht erwähnt worden war. Ob sie besonders motiviert waren oder nicht – leicht zogen die in der Feldabwehr überzeugenden Gäste im ersten Satz auf 4:1 sowie 9:4 davon und hatten spätestens nach einem 6:0-Lauf zum 17:8 den ersten Teilerfolg sicher. Bayreuth half mit vier Aufschlagfehlern, technischen Unzulänglichkeiten und diversen Aussetzern, von denen alle Spieler betroffen waren, kräftig mit.
Aus dem Neuner-Aufgebot der Heimmannschaft schauten Toni Oetter und Bozzato weiter zu, als ihre Kollegen – von Beginn an mit Julius Spantig als Mittelblocker – auch im zweiten Satz rasch den Anschluss verloren (5:10). Gelegentliche gute Angriffe von Artem Kapelus blieben ohne Wirkung. Dass der BSV von 11:18 auf 16:19 herankam, machte beim SC nur Trainer Falk Ullmann nervös. In einer Auszeit war sein Unmut deutlich zu vernehmen: „Das darf doch nicht wahr sein! Wollt ihr schlafen oder zaubern?“ Sie wollten siegen und kamen dem auch näher, weil bei den Hausherren weiter das Zuspiel von Lars Naumann zu ungenau war.
„Wenigstens die Annahme hatte sich stabilisiert“, fand Buck einen positiven Aspekt von Durchgang zwei. „Und dann kam dieser Wechsel, der uns wahrlich nicht weiterhalf.“ Oetter ersetzte im dritten Satz Lukas Neidl, Spantig rückte auf seine angestammte Position außen, Bozzato kam für Libero Michael Höbel, um nach eigenen Worten in einem „Sextett mit fünf eher introvertierten Leuten, die das Team nicht so richtig pushen“, für positive Stimmung zu sorgen. Naumann suchte zunächst immer wieder Spantig, der aber glücklos agierte – 4:11. Trotz drei erfolgreicher Kapelus-Schmetterbälle lief es nun darauf hinaus, dass der 30-jährige Buck feststellen musste: „Ich glaube kaum, dass ich in meiner Karriere schon mal so hoch verloren habe.“
Mit hohem Zuspiel und unkomplizierten Aktionen hatte der SC Freising dem BSV Bayreuth vorgemacht, wie man zum Erfolg kommen kann. Die Wagnerstädter wollen daraus ihre Lehren ziehen. Womöglich wird es für die VGF Marktredwitz (3:2-Sieger des Spitzenspiels in Amberg) am 16. November um 20 Uhr dann doch kein so gemütlicher Abendspaziergang, wie man am Sonntag vermuten musste.