Leblos, kraftlos, wehrlos, erfolglos: Ihren Heimkomplex haben die Herren des BSV 98 Bayreuth auch im Spiel gegen den TSV Grafing II nicht ablegen können. Das Bedenklichste an dem 0:3 (22:25, 15:25, 15:25) gegen die Oberbayern, die in der Regionalliga Süd-Ost am BSV vorbei auf Rang fünf vorrückten: Die Gastgeber hatten nie eine echte Chance.
15 Punkte hat das Team um Kapitän Fabian Buck in der Tabelle bisher erobert, zwölf davon in fremden Hallen. Dabei klaute man allen vier Mannschaften, die in der Liga hinter den Oberfranken stehen, mehr oder weniger souverän jeweils drei Zähler, gab insgesamt nur zwei Sätze ab. In der Turnhalle am Roten Main aber schlägt nur ein mühevolles 3:2 gegen die Nachwuchstruppe VCO München positiv zu Buch, dazu gelang beim 2:3 gegen den VC Amberg noch ein Punktgewinn. Die Schlappe vom Samstag war indes schon das dritte Heim-0:3; in diesen neun Sätzen gegen die ing-Teams (Herrsching, Freising, Grafing) machten die Bayreuther im Schnitt jeweils nur 17 Punkte – sehr mager.
„Der Coach ist schuld, er hätte früher Umstellungen vornehmen müssen“, sagte Alessandro Bozzato nach der nur 59 Minuten dauernden letzten Partie des Jahres. Bozzato ist selbst der Coach des BSV, doch sein Eingeständnis und das Schultern der Schuld waren höchstens die halbe Wahrheit. Als er im dritten Satz erst Angreifer Julius Spantig für Toni Oetter in die Mitte beorderte, dann seine eigene Libero-Rolle an Michael Höbel abgab und schließlich Lars Naumann als Zuspieler aufs Feld holte, damit Milan Dörnhöfer für den Angriff frei wurde, hatte das lediglich den Effekt eines kurzen Aufflackerns (von 6:13 auf 9:14 mit zwei Dörnhöfer-Punkten). Dann stellte sich der alte Trott ein.
Die Reserve des Zweitligisten aus dem Landkreis Ebersberg war in jeder Hinsicht besser als der BSV. Über die gesamte Distanz blieben die Aufschläge druckvoll, Regisseur Felix Broghammer verteilte den Ball präzise und schnell (Oetter: „Da kam ich zum Block oft einfach zu spät“), die Angreifer Lennard Willems und Adrian Gegenfurtner schlugen hart zu und machten selbst aus den wenigen problematischen Zuspielen noch sehr viel.
Dass die Heimmannschaft da nicht mithalten konnte, wurde sehr schnell deutlich. Am besten verkaufte sie sich noch im Startdurchgang mit zwei schönen Aktionen von Artem Kapelus bis zum 7:4. Das 10:8 freilich war schon die letzte Bayreuther Führung in diesem Satz. Nach 11:11 und 14:14 brachten drei Zähler in Folge noch einmal das 18:18, doch drei eigene Fehler nach dem 20:20 verhinderten den Satzgewinn.
Im zweiten Abschnitt fiel der BSV nach dem 7:6 auf 9:14 zurück – die Vorentscheidung, an der auch der für Kapelus eingewechselte Jörg Fredersdorf trotz eines guten Einstands nicht mehr rütteln konnte. Der fünfte BSV-Aufschlagfehler in diesem Satz beendete ihn. Und auch in Durchgang drei wurde der Zuschauer das Gefühl nicht los, dass die Bayreuther das traurige Kapitel möglichst schnell hinter sich bringen wollten – 1:6, 6:13, 9:17, das Ende wieder per Servicepatzer.
„Der November war mit sechs Spielen in drei Wochen hart und kraftraubend“, erklärte Alessandro Bozzato die schwache Vorstellung. Spantig spielte am Samstag trotz Krankheit, Lukas Schröder trotz Knieschmerzen. Dass der Januar besser wird, kann niemand garantieren. Buck fehlt dann im wichtigen Heimspiel gegen Schwaig, Dörnhöfer wohl auch. Und Schröder kündigte an: „Wenn der Arzt ein Machtwort spricht, müsst ihr euch erst mal nach einem neuen Mittelblocker umschauen.“