Keine Durchhänger nach der Wende – 3:1 der Herren 1 in Lengfeld

Zwei Bayreuther im parallelen Tiefflug Richtung Hallenwand, um den Ball noch im Spiel zu halten.  Die Aktion misslang zwar, die elektronische Anzeigetafel überstand die Attacke auch unbeschadet, doch die Szene symbolisierte sehr gut, worauf der BSV an diesem Bayernliga-Abend in Würzburg setzte: „Per aspera ad astra“, hätten die alten Lateiner gesagt, und das hat nichts mit Opel zu tun. „Durch das Raue zu den Sternen“, übertragen vielleicht so: „Über die Buckelpiste ans Ziel“ oder „Mit enormem Kampfgeist zum Erfolg“. So holte Bayreuth beim TSV Lengfeld wichtige Punkte gegen den Abstieg.

Mit 3:1 (26:28, 25:21, 25:15, 25:21) setzten sich die Gäste aus Oberfranken durch. Sie hatten Startschwierigkeiten, bekamen diese in den Griff, um nach einer 23:20-Führung aber dennoch den ersten Satz abzugeben; sie nahmen Mitte des zweiten Durchgangs richtig Fahrt auf und gewannen letztlich ungefährdet. „Ich bin erleichtert, das Team hat sich diese drei Punkte verdient. Bemerkenswert, dass wir nach der Wende im zweiten Satz keinen Durchhänger mehr hatten“, lobte der in die Personallücke gestoßene „Zeitarbeit-Trainer“ Andreas Rüger und bekam von allen Seiten Komplimente zurück: „Es ist schon enorm wichtig, wenn uns ein Außenstehender wirkungsvoll coacht und die Fehler korrigiert. Und wenn es dann noch ein Fachmann wie der Andy ist…“

Der konnte freilich zunächst nicht viel Einfluss nehmen, als die BSVer um Libero Thomas Kotlar in der Annahme schwächelten und einfach nicht zu ihrem Spiel fanden. Der Gastgeber indes wirkte mit seinen starken Angreifern Philipp Neukamm und Moritz Reschke auch nicht unbedingt wie ein Tabellenletzter und zeigte das Selbstvertrauen, das dem Gegner erst einmal abging. Und doch schien sich die Partie rasch zu drehen, als Bayreuth beim 19:18 erstmals führte und Lukas Reichel spektakulär sogar das 23:20 machte. Doch der BSV war (noch) nicht stabil, gab vier Punkte in Folge her, wehrte drei Satzbälle ab, unterlag aber nach 30 Minuten doch.

Stabiler wurde Rügers Mannschaft dann trotz eines erneut schwachen Starts (1:5, 7:10, 11:14) in Abschnitt zwei. „Ich habe etwas gebraucht, aber dann lief es doch ganz zufriedenstellend“, meinte Überraschungslibero Kotlar, der sonst auf anderer Position für das Bezirksligateam aufläuft. Die Annahme gelang besser, in der Feldabwehr wurde ein Gang höher geschaltet (siehe oben), im Angriff beherzigte man Rügers Rat aus einer Auszeit: „Spielt einfaches Volleyball!“ Was so einfach aussah, war zumeist ein gar nicht so leicht zu bewerkstelligendes äußerst präzises Zuspiel von Jonas Zusann auf Jörg Fredersdorf, der Punkt um Punkt machte. „Die Pässe kamen aber auch sehr gut“, freute sich der Routinier. Fredersdorf wurde prompt von den Lengfeldern zum MVP gewählt: „Ihn konnten wir einfach nicht stoppen.“

Kotlar hätte sich auch den Kollegen Zusann als wertvollsten Mann des Abends vorstellen können, denn: „Dass jemand im gesamten Match nicht einen seiner riskanten und druckvollen Aufschläge verhaut, habe ich noch nicht erlebt.“ Da sich das gesamte Team steigerte, in der Sicherung bei Angriffsaktionen sehr präsent war und Ergänzungs-Mittelblocker Tobias Graunke sogar im vierten Satz einen Zauberball unerreichbar zum 15:9 ins TSV-Feld pritschte, wurde der Abend immer angenehmer.

Unangenehm war er nun für die Unterfranken, die ob der bisweilen umstrittenen Schiedsrichter-Leistungen ihrem Unmut freien Lauf ließen. Eine Gelbe und eine Rote Karte (Punkt für den Gegner) waren die Folge; hinzu kam logischerweise ein Konzentrationsverlust im eigenen Spiel. Die Bayreuther blieben gelassen, visierten bei ihren fast fehlerlosen Aufschlägen oft die Schwachpunkte des Gegenübers an, blieben konzentriert und siegten klarer, als es die Satzergebnisse aussagen. 24:19 hieß es im zweiten Satz, ehe Fredersdorf den Sack zumachte. Nach 15:8- und 20:14-Vorsprung sorgte der 43-Jährige Linkshänder auch im dritten Durchgang für die Vorentscheidung. Der BSV trumpfte anschließend weiter auf (11:3, 19:11) und rauschte förmlich „ad astra“.