Drei Punkte aus Hauzenberg, einer gegen das Spitzenteam aus Freising

Zwei Spiele, vier Punkte, Rang acht – der BSV 98 Bayreuth ist in der Herren-Regionalliga Süd-Ost sechs Runden vor Saisonschluss nach oben geklettert. Damit stünden im März Überstunden an, nämlich die Relegation um den Klassenerhalt. Doch der Weg dahin ist steinig, in den letzten fünf Partien geht es gegen vier Spitzenteams, die derzeit alle noch für Rang eins oder zwei in Frage kommen.
„Ob das ein gewonnener Punkt war oder ein verlorener, wird man wohl erst nach dem allerletzten Punktspiel wissen“, sagte BSV-Trainer Andreas Rüger dann auch über das 2:3 (22:25, 26:24, 16:25, 25:22, 10:15) seines Teams am Sonntag gegen den Aufstiegskandidaten SC Freising. 19 Stunden zuvor hatten seine Jungs mit dem 3:1 (25:20, 25:21, 21:25, 25:22) beim TV Hauzenberg einen enorm wichtigen Erfolg gefeiert und den Kontrahenten damit in der Tabelle überholt. Der BSV hat nun 18 Punkte, der obere Tabellennachbar München-Ost/Herrsching II (bei dem die Bayreuther am 24. Februar spielen) 20 und die auf den Abstiegsplätzen stehenden Mannschaften aus Dachau und Hauzenberg je 15.
Ohne die Angreifer Jörg Fredersdorf (verhindert) und Julius Spantig (verletzt) mussten die Bayreuther beim Rivalen im Abstiegskampf im Landkreis Passau antreten. Doch Youngster Florian Drescher (18) sprang in der Startformation wirksam in die Bresche. „Bei den Annahmen haben wir ihn ein wenig entlastet, in der Offensive hat er richtig gut gespielt“, analysierte Mittelblocker Jan Wißling. Zwei-Meter-Mann Drescher konnte in Hauzenberg seine Abschlaghöhe voll ausspielen und auf oder über den gegnerischen Block schlagen und punkten.
Dem Kampfgeist des Gegners setzten die mutigen und selbstbewussten Oberfranken Gleiches und zudem ihr spielerisches Vermögen entgegen. Die Annahme um Libero Christian Dinkel stellte sich perfekt auf die Aufschläge ein. Milan Dörnhöfer dirigierte variabel das Angriffsspiel. Immer wieder gelang es, Löcher in den gegnerischen Block zu reißen.
Mit großem Teamgeist und nur wenigen Fehlern holten die Bayreuther zwei Sätze. Nach dem 8:4 blieben sie im ersten immer vorn und gewannen sicher. Ähnlich verlief Durchgang zwei mit einer 9:4-Führung für den Gast, der nach dem 21:13 etwas nachließ (22:19), sich aber rechtzeitig wieder fing.
Im dritten Satz holte der BSV Rückstände auf (8:11 und 16:20) und schien beim Stand von 20:20 das Spiel sogar schnell über die Bühne bringen zu können. Doch wieder schwächelte man zum Ende hin. Abstimmungsprobleme verursachten Fehler im Spielaufbau.
Der Start in Abschnitt vier war eher schwach (5:10). Doch beim 13:13 waren die Prellmühler wieder dran. Nach dem 20:16 wurde es mit drei Zählern für den TV wieder eng, doch bekam Bayreuth mit mehr Konsequenz und Durchschlagskraft im Angriff sowie besserer Feldabwehr die dritte Luft und hatte nach 97 Minuten drei Punkte mehr auf dem Konto.

Der Spielverlauf im Liveticker zum Nachlesen

Der insgesamt knapp 600 Kilometer lange Ausflug mit der nächtlichen Heimfahrt hatte Rügers Truppe freilich geschlaucht. „Vom zweiten Satz an war ich ziemlich platt“, gab Zuspieler Dörnhöfer nach dem Sonntag-Spiel zu. Dabei hatte sich seine Mannschaft gegen die Freisinger, die am Vortag durch ein 1:3 in Eibelstadt vom zweiten auf den vierten Platz zurückgefallen waren, zweimal aufgebäumt und nach den verlorenen Durchgängen eins und drei erfolgreich gekontert.
Vor allem dank starker Blocks lag der BSV von Anfang an in Führung. 6:1, 17:13 und 21:18 lauteten die Zwischenstände im ersten Satz, ehe Freising vier Zähler in Folge machte und zum Teilerfolg kam. Auch den zweiten Abschnitt schienen die Hausherren in der Halle am Roten Main zu verlieren. Denn weder ihre Drei-Punkte-Serie zum 12:12 noch die Rallye vom 12:15 zur 17:15-Punkte-Führung (mit starken Szenen des ausgeruhten Fredersdorf) zeigte beim SC nachhaltige Wirkung. Der Favorit eroberte sich eine Zwei-Punkte-Führung und hatte beim 24:22 zwei Satzbälle. Volker Nissels über die Mitte und Fabian Buck sorgten aber für die Wende. Ein SC-Angriff, der an der Netzkante endete, entschied den Durchgang für Bayreuth.
„Das war ein Super-Zusammenhalt – so stelle ich mir das vor“, feuerte Andreas Rüger seine Schützlinge an. Doch deren Kräfte schwanden. Der BSV vollendete nach dem 5:1-Vorsprung seine Angriffe immer seltener, sechs Bälle landeten dabei im Aus, der Block war nicht aggressiv genug. Der abwehrstarke Gegner agierte variantenreich und konnte auf die Angriffe von Martin Aigner, Simon Goißer und Moritz Steinberg setzen. Er ging 12:9 in Front und kam über das 21:15 zum Satzgewinn.
Nach diesmal schwächerem Start (1:4, 8:12) raffte sich der BSV aber nun wieder auf. Dann lange Diskussionen und höhnisches Gelächter im Freisinger Lager. Was war geschehen? Nachdem sich die Bayreuther vorher mehrfach von den Schiedsrichtern benachteiligt gesehen hatten, reklamierte nun der SC zwei vermeintliche Fehlentscheidungen mit der Folge einer Roten Karte für Philipp Geißelmeier. Die Frage, ob Bayreuth nach dem dafür erhaltenen Punkt zum 22:20 in falscher Aufstellung weitergespielt hatte, führte zum kurzfristigen Chaos. Buck blieb nervenstark und sorgte für das 25:22 – Tiebreak.
Vier Aufschlag-Patzer in dem kurzen Satz, zwei technische Fehler, zwei Angriffsbälle ins Aus – so war der den Bayreuthern bereits sichere eine Punkt nicht zu verdoppeln. Das 3:2 war die letzte Führung des Heimteams, bei 7:8 und 9:11 hoffte es noch einmal kurz – vergeblich.

Auch bei uns gab es übrigens einen Liveticker!! 

Am kommenden Sonntag (4. Februar, 15 Uhr) geht der BSV als Favorit in sein nächstes Heimspiel: Gegner ASV Neumarkt liegt ohne jeden Punkt abgeschlagen auf dem letzten Platz.

 

Zum Nachlesen: der Vorbericht auf das vergangene Wochenende