An einem Besseren gescheitert – Damen gehen zweiten Aufstiegsweg

Meisterschaft knapp verpasst, Aufstieg weiter möglich. Die Volleyballerinnen des BSV 98 Bayreuth gaben im letzten Saisonspiel der Bayernliga Nord alles, durften auch kurz vom Titel träumen, mussten sich aber letztendlich einem Besseren geschlagen geben. Der TSV Neutraubling krönte sich am Samstag (22.3.25) in der voll besetzten Halle des Richard-Wagner-Gymnasiums vor vielen mitgereisten eigenen Fans mit einem 3:1 (17:25, 25:20, 25:19, 25:23) zum Meister und spielt in der kommenden Saison in der Regionalliga Süd-Ost (unter anderem mit VGF Marktredwitz, TSV Ansbach und Drittliga-Absteiger SV Hahnbach).

„Ich denke aber, wir sehen uns dann wieder. Ich traue Bayreuth den Aufstieg zu. Das habe ich dem Manu auch schon gerade gesagt“, berichtete Monika Marchner, die Neutraublinger Trainerin, von einem kurzen Gespräch mit BSV-Coach Manuel Wolz nach dem Spiel. Sie gibt dessen Mannschaft gute Chancen, die Relegationsrunde am 6. April zu bestehen. Da geht es für den Nord-Vizemeister zum Süd-Pendant ASV Dachau, der das Titelduell mit dem FC/DJK Tiefenbach verlor. Der TV Altdorf II will dort als dritter Starter seinen Platz in der Regionalliga verteidigen.

Nach dem direkten Erreichen des Ziels 4. Liga hatte es am Samstag in Bayreuth für den Gastgeber einen Satz lang ausgesehen. Das Team um Zuspielerin Katja Löhnhardt und die Angreiferinnen Franziska Rumpp und Antonia Meinhardt begann hoch konzentriert und machte -wie erhofft – mit Aufschlägen viel Druck. Der TSV hatte Probleme in der Annahme, und so stellten die servierenden Rumpp (4:0), Alexandra Soloninkin (7:1) und Caroline Glatkowski (10:2) eine in der Deutlichkeit überraschende Führung her. „Mein Team war spürbar nervös und hat überhaupt nicht ins Spiel gefunden“, schilderte Marchner diese Phase.

Und als beim Aufschlag von Meinhardt aus dem 20:14 ein 24:14 wurde, hatte der BSV ein Drittel seiner „road to Regionalliga“ zurückgelegt; man musste bekanntlich nach dem 3:2-Erfolg im Hinspiel noch einmal mindestens 3:1 siegen, um den drei Punkte besseren Tabellenführer noch abzufangen. Dass nun doch ein Zwischenhalt in Dachau eingelegt werden muss, lag daran, dass Neutraubling offenbar gut auf die Marchner-Marschroute gehört hatte. „Die Mannschaft, die ruhig bleibt, ihr Spiel durchzieht und die eigenen Nerven im Griff hat, wird das Spiel gewinnen.“ Der TSV blieb ruhig, zeigte ab Beginn von Durchgang zwei keine Nerven mehr, fand über Zuspielerin Nora Seier vermehrt die überragende Anna Schwarz, die sich, perfekt eingesetzt, von keinem Block in dieser Liga bremsen lässt. Im Duett mit Lisa Schwarz machte sie Punkt um Punkt. Die Aufschläge vom Wolz-Team indes ließen nach, der Kontrahent war nun auch in der Feldabwehr auf der Höhe.

Nach dem 6:4-Start in den zweiten Satz lief Bayreuth hinterher, war bis zum 14:15 in Reichweite, kam aber nicht mehr vorbei – auch weil sich immer weniger Möglichkeiten zum Spiel über die starke Mitte (Ronja Meyer, Soloninkin) ergaben. Über 20:16 sicherte sich Neutraubling den Satzausgleich und erzwang einen Umkehrschub der nervlichen Anspannung. Nun musste der BSV unbedingt jeden weiteren Satzverlust verhindern, der TSV indes hatte drei Chancen, den Sack zuzumachen. Gleich die erste nutzte er. Der dritte Abschnitt verlief ausgeglichen: 6:6, 10:9 für Bayreuth, 11:11, 13:13. Es war klar: Wer bei eigenem Service mal würde punkten können, hat Vorteil. Und das gelang nun den Gästen zum 15:13, 17:14, 19:15, 21:16. In der Annahme standen die Oberpfälzerinnen so sicher, dass sie immer wieder Anna Schwarz in Position bringen konnten.

Um 16.22 Uhr brachen alle Dämme. „So laut war es in dieser Halle wohl noch nie“, hörte man von RWG-Dauergästen. Gleich mit dem ersten Satzball zum 25:19 hatte der TSV sein Ziel erreicht und seine Fans – die schon vorher bester Laune waren („Bayreuth, wir hören nichts!“) in Ekstase versetzt. Dass die Begegnung damit noch nicht zu Ende war – geschenkt. Wolz schickte zum vierten Satz bis auf Soloninkin, Meinhardt und Glatkowski eine völlig neue Sieben ins Rennen; alle durften noch einmal ran: Katharina Weigel, Barbora Schenkova, Selina Porzner, Stephanie Bauer und dann auch Anna Ozolina. Marchner hielt kurz an ihrer Meistertruppe fest, brachte dann aber fünf weitere Akteurinnen, die nach genau 100 Spielminuten den 19. Saisonsieg im 20. Spiel perfekt machten.

Bei einer kurzen Meisterfeier machte Bayernliga-Staffelleiter Günter Stumpf den Bayreutherinnen Mut für die kommende Aufgabe, ehe er dem Titelträger die Urkunde und ein Präsent überreichte. Ein Trikottausch der besonderen Art mitten in der Halle war das Nächste: Alle Neutraublingerinnen schlüpften aus dem Spiel- und hinein ins vorbereitete Meistershirt.

Währenddessen blickten die BSV-Spielerinnen zurück und voraus. Ronja Meyer: „Wir wollten noch einmal den Zuschauern was zeigen. Und das ist uns nach drei nicht so guten Vorstellungen diesmal auch gelungen. Neutraubling ist stark, kann sicher in der Regionalliga bestehen, wenn Anna und Lisa Schwarz immer zur Verfügung stehen.“

Libera Maria Fichtel: „Wir haben stark angefangen, aber den Druck über unsere Aufschläge leider nicht aufrechterhalten können.“ Katja Löhnhardt: „Ich habe richtig Bock, mich nun noch mit einem südbayerischen Team und den Altdorferinnen zu messen. In den vier Trainingseinheiten werde wir uns optimal auf Dachau vorbereiten.“

Fotos vom Titel-Finale