Mit viel Kampfgeist zum 3:1-Sieg in Regenstauf

75 Minuten und dreieinhalb Sätze lang war es ein eher normales, eher durchschnittliches, eher betuliches Volleyballspiel. Doch in Teil zwei des vierten Durchgangs mutierte es zu einem Match zum Atemanhalten, das des BSV 98 Bayreuth in der Herren-Regionalliga Süd-Ost beim TB/ASV Regenstauf. Und nach gut eineinhalb Stunden inclusive viertelstündiger Schnappatmung der Zuschauer hatten die Oberfranken mit 3:1 (25:19, 25:19, 16:25, 30:28) ihren ersten Saisonerfolg unter Dach und Fach.

Viermal, bei 23:24, 24:25, 25:26 und 26:27, hatten sie den Gang in den Tiebreak und damit den Verlust eines Zählers abgewehrt, um dann den eigenen zweiten Matchball zu nutzen. Julius Spantig krönte mit einem erfolgreichen Block am Netz seine starke Vorstellung. Tabellenletzter ist der BSV zwar immer noch, doch nach eroberten Punkten pro Partie (1,0) hat er zwei Rivalen bereits hinter sich gelassen. Einer davon ist der VCO München (sieben Spiele, sechs Punkte), der am nächsten Samstag (2. November, 19.30 Uhr) in die Turnhalle am Roten Main kommt. Tags darauf (16 Uhr) spielt der BSV in Schwaig.

Der Turnerbund Regenstauf stellt seine Heimspiele jeweils unter ein Motto. „Halloween“ war es am Sonntag, und Satz vier wird noch eine Weile in den Köpfen aller Beteiligten herumspuken. Die Hausherren hatten nach schwachem Start gerade so eine Art spätösterliche Auferstehung gefeiert und waren auf dem besten Wege, in der Halle am Schlossberg für den BSV als Gespenst aufzutreten. Die junge Aufsteiger-Truppe nutzte den Schwung des gewonnenen dritten Abschnitts und marschierte weiter gen Satzausgleich (9:6 und 12:9).

Beim 13:14 aus Bayreuther Sicht erhält dann Spantig eine schöpferische Pause, Lars Naumann übernimmt das Zuspiel von Milan Dörnhöfer, dieser greift an. Der erhoffte Effekt bleibt zunächst aus (13:17), doch ohne großes eigenes Zutun kommt der BSV gegen die nun wieder fehlerhaften Oberpfälzer heran. Eine Gelbe Karte für Proteste gegen einen offensichtlichen Schiri-Fehler (Dörnhöfers angebliche Netzberührung) stachelt die Bayreuther nur an. Toni Oetters Monsterblock ergibt das 18:18, bei 19:19 kehrt Spantig zurück, nach drei TB-Punkten in Serie gelingt Bayreuths Nummer 9 das 23:23. Lukas Neidls Block landet im Aus, Spantig schmettert erfolgreich und haut den folgenden Aufschlag ins Netz. Regenstaufs Dominik Niemann patzt, ebenso Dörnhöfer, der einen leichten Bagger nicht ins gegnerische Feld bringt – 25:26.

„Da wusste ich: Mit dem nächsten Ball wird Milan zaubern“, erzählte Kapitän Fabian Buck später. Er kennt halt seine Pappenheimer: Dörnhöfer steigt hoch und pritscht den Ball unnachahmlich beim Gegner auf den Boden. Nach Servicefehlern hüben wie drüben machen Spantig und Oetter Bayreuths Seite dicht – 28:27. Der starke TB-Mittelblocker Tim Schneider gleicht noch einmal aus, doch Bucks Schmetterball und Spantigs Block sorgen für das Happyend und den Dreier.

Den ersten Punkt der Saison hatten sich die Bayreuther in etwa einem Drittel der Zeit gesichert, die die Bahn für die Strecke von der Wagnerstadt in den Landkreis Regensburg benötigt. In jeweils 21 Minuten gewannen die Gäste über die identischen Zwischenstationen 13:7 und 19:14 die dafür nötigen zwei Sätze mit zweimal 25:19. Erstmals mit Raphael Brand auf der Liberoposition („Ich dachte, ich werde mehr beschäftigt, bin mit meiner Leistung aber ganz zufrieden“) zeigten sie keine Glanzleistung, spielten aber weitgehend fehlerfrei und bereiteten auch ohne riskante Sprungaufgaben den Regenstaufern Probleme.

„Im dritten Satz haben wir dann alles oder nichts gespielt, besser aufgeschlagen und Druck aufgebaut“, erklärte Trainer Oliver Niemann den Regenstaufer Umschwung. Kamil Macura ersetzte nun den kranken Kapitän Sascha Jeckel sehr gut, Schneider punktete immer wieder in der Mitte. „Und wir kamen mal wieder vom Kurs ab“, merkte BSV-Kapitän Buck kritisch an. „Mehr über den Kampfgeist als spielerisch haben wir dann zum Glück das Blatt wieder gewendet.“ Mit einem 30:28. Gegen Grafing hatte Regenstauf (nun vier Punkte aus vier Spielen) den ersten Durchgang übrigens mit 30:32 abgegeben…

 „In den beiden ersten Sätzen waren wir nicht schlecht, aber Bayreuth einfach zu stark“, sagte Niemann. „Unsere jungen Leute, die ja letzte Saison überwiegend noch in der Landesliga spielten, hätten über die gesamte Partie 150 Prozent ihres Leistungsvermögens bringen müssen, um diesen Gegner zu schlagen. Ich erwarte Bayreuth am Ende neben Marktredwitz, Grafing und Freising oben. Wir indes müssen erst mal sehen, dass wir einen hinter uns lassen, um den direkten Abstieg zu verhindern.“

 

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Nostalgie: Zeitungsberichte über weitere Siege des BSV gegen Regenstauf 2013 und 2015.

 

Und ein paar Bilder vomSonntag: