Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, dass dieser Satz noch so dramatisch werden würde: 14:20 hatte sein Team schon zurückgelegen, beim Stand von 18:23 ging Jonas Zusann dann im dritten Abschnitt des Bayernligaspiels seines BSV 98 Bayreuth beim TSV Neunkirchen a.B. zum Service. Und der Zuspieler zog seine riskanten Sprungaufschläge in einer Mischung zwischen „Mir kann keiner“ und „Ist doch eh egal“ durch. Mit jedem Punktgewinn wurde der nervliche Druck größer. Doch der 19-Jährige patzte erst einmal nicht, seine Teamkollegen ebenfalls nicht. Beim 24:23 stand Bayreuth vor dem zweiten Satzgewinn, dann beim 25:24, 27:26 und 29:28 noch drei Mal. Doch der Satz ging 29:31 verloren und 29 Minuten später auch das gesamte Match mit 1:3 (25:23, 20:25, 29:31, 22:25).
Diese Phase in Durchgang drei war dann beim Nachkarteln das beherrschende Thema. „Ich finde es so schade und bedauerlich, dass sich diese junge Mannschaft für ihre tolle Aufholjagd nicht belohnt hat“, sagte Trainer Andreas Rüger. „Das hätte für die Zukunft die dringend benötigte Siegermentalität gebracht. Es fehlte einfach nur an ein paar Kleinigkeiten.“ So laufe man zunächst weiter dem breiten Kreuz der Größe XL hinterher.
Mit einem Sechser-Kader, ergänzt durch drei Akteure aus unteren Teams und doch ohne Routinier Jörg Fredersdorf, war der BSV zum Tabellenvierten gereist, der eine Woche zuvor den Spitzenreiter Mömlingen bezwungen hatte. Dann der Schock vor dem Warmmachen: Jonas Zusann fuhr beim Umziehen der Schmerz in den Rücken. Eher liegend-dehnend als auf den Beinen bereitete er sich auf das Spiel vor. Der Regisseur verdrängte mit Spielbeginn jedoch den Schmerz, die Mannschaft fand nach erster Verunsicherung – die sich in einem 0:6-Start äußerte – ins Match. Zusann zeigte mit dem Aufschlagass zum 15:13, dass er nicht übermäßig stark beeinträchtigt ist, auch Felix Kastl und Lukas Reichel punkteten. Bei 22:22 schaffte dies auch Felix Hoffmann im zweiten Anlauf, Zusann mit Angriff statt Zuspiel und Hoffmann mit List und Tücke machten den Sack zu.
Die Gäste blieben im Landkreis Forchheim weiter in der Spur, bis sie nach dem 11:9 im zweiten Satz in eine Krise gerieten und sieben Punkte in Folge abgaben. Nicht mehr kontrollieren konnten sie nun TSV-Angreifer Michael Renner, der für Neunkirchen mehr als die halbe Miete war. Während beim BSV in der Folge die Fehler zunahmen, imponierten die Hausherren im Zusammenspiel von Block und Abwehr. Rüger: „Da war diese gute Bayernliga-Mannschaft uns ein Stück voraus.“ In puncto Kampfgeist freilich ließen sich die Bayreuther nichts vormachen – die eingangs erwähnte Aufholjagd war der beste Beweis dafür. „Gewinnen wir den dritten Satz, dann haben wir das Momentum auf unserer Seite und holen womöglich sogar alle drei Punkte“, stellte der BSV-Coach eine schwer zu widerlegende These auf.
Der verlorene Mammutsatz wirkte sich dann insofern aus, dass nachlassende Kräfte offenbar die Konzentration beeinträchtigten. Beim 15:12 führenden BSV häuften sich die Missverständnisse; Bälle des Gegners, die ins Aus zu fliegen schienen, wurden angenommen, andere ließ man im Glauben, sie landeten neben dem Feld, auf den Boden fallen. Als Neunkirchen nach dem 20:20 vier Punkte in Folge machte, war der BSV besiegt. Er hat nun eine Woche Pause, ehe es am 19. Februar mit dem Heimspiel gegen den VC Eltmann II weitergeht.