Wer spät in Bestform kommt, den „strafen“ die Mitspieler. Im Falle des BSV 98 Bayreuth sprachen aus einer flapsigen Bemerkung über Lukas Neidl freilich mehr Anerkennung und Erleichterung als Kritik. „Da hebt er sich seine besten Aktionen sehr, sehr lange auf, ganz bis zum Schluss“, hieß es Richtung des 26-Jährigen. Der Angreifer hatte in der Regionalliga-Partie gegen den SC Freising spektakuläre Schlusspunkte gesetzt und verhindert, dass es noch einmal eng wurde.
Mit dem 3:1 (25:22, 25:15, 19:25, 25:21)-Sieg über den Viertletzten strichen die Bayreuther das Wort Abstiegsangst für dieses Frühjahr wohl endgültig aus ihrem Vokabular. Bei 14 Punkten Distanz zur gefährdeten Zone und nur noch sieben Spieltagen taucht eher der Begriff „Kampf um Platz drei“ in ihrer Schlagwort-Wolke ganz groß auf. Und Lukas Neidl hatte daran großen Anteil, als er am Samstag im vierten Satz mit einem Block zum 23:20 zuerst einen enorm wichtigen Zähler holte und wenig später nach 83 Minuten Netto-Spielzeit auch gleich den ersten Matchball verwandelte. Bereits das Hinspiel hatten Neidl und Co. klar gewonnen (3:0).
Ein eher kurzes Match hatte sich angedeutet, als der Gastgeber in der Halle am Roten Main den zweiten Durchgang dank einer konzentrierten und weitgehend fehlerlosen Leistung in nur 15 Minuten mit 25:15 für sich entschied. Im ersten Satz hatte der BSV, der im letzten Heimspiel von Jan Wißling (beruflich nach Luxemburg) kurzfristig auf die kranken Franz Damaschke und Volker Nissels verzichten mussten, bereits kämpferisch überzeugt. Dass die Freisinger oft Lücken hinter dem Bayreuther Block mit vielen weichen Schlägen nutzten, brachte ihnen bis zum19:18 eine knappe Führung. Dann aber konterten Manuel Wolz (für Jörg Fredersdorf in der Startformation), Neidl mit einem Longline-Ball, Fabian Buck und Lukas Schröder. Den Punkt zum 25:22 schenkte der Gast dem BSV mit einem Aufschlagfehler.
Als sich Rückenprobleme bei Kapitän Buck im dritten Abschnitt immer stärker bemerkbar machten und der sonstige Leistungsträger beim Stand von 7:10 vom Feld ging, geriet das Heimteam klar in Rückstand (11:17). Die Variante mit Tim Gamisch im Zuspiel und Milan Dörnhöfer sowie Fredersdorf auf außen ließ beim 18:21 noch einmal Hoffnung auf einen Drei-Satz-Erfolg aufkeimen, doch der SC erzwang den vierten Satz.
„Freising hatte im zweiten recht bald die Reservisten eingewechselt und den Satz quasi hergeschenkt“, sagte Wißling. „Es war klar, dass die danach noch einmal alles versuchen würden.“ Der BSV freilich ging auch ohne Buck im vierten Durchgang nach dem 0:2-Start 6:3 in Führung, ließ sich durch die dagegen haltenden Oberbayern (9:9, 13:13) nicht verunsichern und kam – nun wieder mit dem 19 Jahre alten Gamisch im Zuspiel – zum 20:17. Lob von Jan Wißling: „Tim ist kein Jugendspieler mehr; er kommt rein und findet sich sofort zurecht.“ Dadurch hat Bayreuth in diesen Phasen mit Dörnhöfer einen starken Angreifer mehr. Zudem gelangen dem Spielertrainer viele wuchtige Sprungaufschläge. Und auch Wolz, der sich selbst gut präsentiert hatte („Obwohl ich über Weihnachten sicher nicht abgenommen habe“) war angetan: „Wenn die Abwehr den Ball vernünftig zu Milan bringt, kommen von dem immer tolle Pässe, mit denen ein Angreifer optimale Möglichkeiten hat.“
Neidl nutzte eine solche zum letzten Punkt des Abends, so dass sein BSV am kommenden Samstag sorglos in die Partie beim vier Punkte besser liegenden Tabellenzweiten TSV Zirndorf gehen kann.