Phasenweise abgeschossen und reihenweise ausgeblockt – der Jahresauftakt stand für den BSV 98 Bayreuth unter keinem guten Stern. In der Herren-Regionalliga Südost unterlag der Tabellenvierte bei der VGF Marktredwitz mit 1:3 (18:25, 25:21, 14:25, 17:25). Die Frage nach der Nummer eins in Oberfranken ist damit offen, nachdem die Wagnerstädter das Hinspiel mit dem gleichen Resultat für sich entschieden hatten.
Offen blieb auch die Frage, warum sich die Bayreuther in der Sebald-Halle so schwach präsentiert hatten. Nicht nur Diagonalangreifer Jörg Fredersdorf hatte einen gebrauchten Tag erwischt, fast die ganze Mannschaft offenbarte sich in schwacher Form und war gegen den auf Tabellenrang sechs liegenden und in der Vergangenheit selten überzeugenden Drittliga-Absteiger letztlich chancenlos.
Dabei schien die Partie eine Wende zu nehmen, nachdem die Gäste den zweiten Satz gewonnen hatten. Den schwachen ersten Durchgang mit sechs Aufschlagfehlern und diversen Angriffsbällen, die vom VGF-Block katapultartig ins BSV-Feld zurückbefördert wurden, hatten die Bayreuther offenbar recht bald aus dem Gedächtnis gestrichen. Einen 1:5-Rückstand machten sie bis zum 10:10 wett. Die eigene Steigerung und eine schwächere Annahme beim Gastgeber ließen nun das Team um Kapitän Fabian Buck mit 20:15 in Führung gehen – Lukas Schröder machte den Satzausgleich perfekt. Und so manchem kam das erste Duell beider Rivalen in Erinnerung, in dem der BSV nach einem 1:1-Satz-Zwischenstand die Punkte eingefahren hatte.
Diesmal lief es anders. Einen Monster-Ballwechsel zum Auftakt des dritten Durchgangs beendeten die Fichtelgebirgler als Sieger. Zwar lief Schröder nun zu großer Form auf und sorgte fast allein für Bayreuths 5:4, doch das muntere Wechselspiel Gästeführung-Ausgleich endete mit dem 10:10. Die Bayreuther verloren völlig den Faden, Bälle auf die Außenangreifer kamen oft zu flach, das Zusammenwirken von Zuspieler Milan Dörnhöfer mit Mittelblocker Jan Wißling klappte ganz selten. Nur 14 Zähler in einem normalen Satz zu holen – das war dem BSV in dieser Saison noch nie passiert; mit einer Ausnahme (17:25 gegen Zirndorf) hatte er bei Satzverlusten immer mindestens 21 Punkte erreicht.
Was war los? Auf die VGF-Taktik, neben Jan Liebscher auch Daniel Weber zuspielen zu lassen, war Bayreuth eingestellt, vielleicht nicht so auf die überragende Vorstellung von Paul Soderer und die starken Leistungen von Max Schwinger und Petr Zakovsky. „Vielleicht hätten wir auch über Weihnachten etwas mehr trainieren müssen“, war von dem einen oder anderen BSV-Akteur zu hören. Coach Manuel Wolz sprach nach dem Spiel in der Kabine indes die Einstellung an. Selbst der gewonnene Satz hatte dauerhaft keine Sicherheit gebracht; zu schnell resignierten einige nach eigenen Fehlern.
Wolz traf auch eine Mitschuld, dass eine Wende nicht mehr eintrat. Bei der Startaufstellung, die der zweite Schiedsrichter vor jedem Satz auf einem Zettel von den Teams erhält, hatte er statt der Nummer 11 (Wißling) die 17 (Fredersdorf) notiert. Das fiel dem Unparteiischen auf, der eine Korrektur nicht mehr gestattete. So stand neben Wolz ungewollt zunächst ein weiterer Angreifer auf der Mittelblockerposition, und die Variante, dass Fredersdorf im Laufe des vierten Abschnitts für Wolz eingewechselt wird, war unmöglich.
Diese Slapstick-Einlage passte nahtlos zu einem Faux-pas von Fredersdorf zu Beginn, als er sich vor einem Aufschlag den Ball auf den Fuß tippte und dem Gegner so einen Punkt schenkte…
Über 2:6, 10:11 und 16:21 ging auch der vierte Satz verloren. Weil es in den anderen Hallen die erwarteten Resultate gab, liegt der BSV Bayreuth aber weiter elf Punkte vor dem Schluss-Quartett, das am Samstag insgesamt gerade mal einen Punkt verbuchte. In der Rückrunde wird es vor allem darauf ankommen, die Heimspiele gegen diese vier Teams (Freising, Mömlingen, Dachau und Memmelsdorf) zu gewinnen. Es beginnt gleich am kommenden Samstag (19.30 Uhr) gegen den SC Freising, der stärker wirkt als zu Saisonbeginn, am Wochenende allerdings gegen Tabellenführer TSV Mühldorf daheim leer ausging (1:3).
Routinier Jörg Fredersdorf fand noch einen positiven Aspekt der Pleite von Marktredwitz: „Auf jeden Fall befinden wir uns wieder auf dem Boden der Tatsachen.“