Sie backen Plätzchen für ihre Zuschauer und bieten den Fans auch anderes vorweihnachtliches Gebäck an. Am liebsten aber wollen die Spieler des BSV 98 Bayreuth am Sonntag (2. Dezember, 15 Uhr, Turnhalle am Roten Main) ihren Gegner vernaschen. Da kommt nämlich die aktuell überragende Mannschaft der Regionalliga Süd-Ost nach Bayreuth: der TSV Mühldorf.
Vier Siege mit 3:1, drei mit 3:0 – nicht einen einzigen der 21 bisher vergebenen Punkt hat die Mannschaft um Ex-Nationalspieler Michi Mayer (38/55 Länderspiele) liegen lassen. Was also spricht dagegen, dass auch der BSV (Tabellendritter/16 Punkte) von den Mühldorfern „zermahlen“ wird? „Dass wir in dieser Begegnung frei aufspielen können und absolut nichts zu verlieren haben“, antwortet Spielertrainer Milan Dörnhöfer. Und Manuel Wolz, der sich mit dem Zuspieler die Trainingsarbeit teilt und das Team in den Matches coacht, ergänzt: „Wir haben in dieser Saison mehr als 1200 Punkte ausgespielt und dabei in Zuspiel, Mittelblock und Annahme fast immer auf dasselbe mannschaftliche Gerüst bauen können. Wir sind also sehr gut aufeinander abgestimmt und eingespielt. Und auf der Libero-Position sowie im Diagonalangriff verfügen wir über gute Alternativen.“
Ängstlich gehen die Hausherren also nicht in das letzte Heimspiel des Jahres, auch wenn Tim Gamisch (Schulter ausgekugelt) und Julius Spantig (kein Risiko vor der anstehenden Knie-OP) fehlen werden. Humorvoll haben sie dargestellt, welchen Status sie am Sonntagabend erreicht haben wollen: den des „Weiße-Weste-Beschmutzers“. Die Bilanz des Gegners ist in der Tat imposant. 16 Erfolge in 18 Spielen sind den Mühldorfern gelungen, nachdem sie vor genau 52 Wochen in Bayreuth mit 2:3 verloren hatten. Lediglich der spätere Aufsteiger TSV Eibelstadt und der TSV Zirndorf setzten sich in dieser Zeit gegen die Mayer-Truppe durch.
An Zirndorf hat sich der Tabellenvierte der Vorsaison mittlerweile für die Niederlage revanchiert. Und spätestens seit diesem fünften Saisonspiel geht man am Inn sehr offensiv mit der Favoritenrolle um. TSV-Abteilungsleiter Stefan Bartsch hatte angesichts von vier Neuzugängen vor der Saison noch gesagt: „Die Quantität passt, jetzt müssen wir nur schauen, was qualitativ rüberkommt.“ Doch schon nach dem ersten Sieg war dieser Satz von Spielertrainer Mayer zu lesen: „Ich habe selten eine Mannschaft gesehen, die so homogen und harmonisch gespielt hat.“ Später wurden „Aufschläge auf Zweitliga-Niveau“ gelobt, ehe es auf der TSV-Homepage hieß: „Wer aufsteigen will, muss erst an uns vorbei!“
Dann folgten das 3:1 gegen Zirndorf und die Aussagen „Jetzt muss zweifellos der Aufstieg unser Ziel sein“ (Mayer) sowie „Mühldorf ist spätestens jetzt Aufstiegsaspirant Nummer eins“ (Zeitungsbericht). Als unfehlbar sehen sich die Akteure aus dem oberbayerischen Mittelzentrum indes nicht. Als es nach verlorenem ersten Satz in Marktredwitz auch im zweiten eng wurde, gab Bartsch zu: „Ich weiß nicht, wie es weitergegangen wäre, wenn wir den Durchgang verloren hätten.“ Sie gewannen noch 25:23, 25:18, 25:21.
Trotz des gut besetzten Kaders bekommen auch Jugendspieler in Mühldorf ihre Chance. So spielte etwa der erst 14 Jahre alte Kilian Nennhuber als Libero gegen Memmelsdorf durch; auch Jonas Zusann (16) wurde schon in drei Begegnungen eingesetzt. Dafür blieb Routinier Michi Mayer in fünf Spielen auf der Bank. Nach der Niederlage beim BSV 2017 hatte der TSV-Spielertrainer geäußert: „Bayreuth war stark und wir nicht gut genug. Vor allem die Nummer 13 konnten wir nicht stoppen.“ Die 13 trägt auch in diesem Jahr Fabian Buck, einer der Plätzchenzubereiter und Möchtegern-Weiße-Weste-Beschmutzer. Ob er am Sonntag eher für seine Back- oder doch für seine Schmetterkünste gerühmt wird?