War es die Absicht, schnell aus der kalten, zugigen Halle herauszukommen? War es das Bestreben, vor dem Treffen mit dem Spitzenreiter nicht unnötig Kräfte zu vergeuden? Oder lag es am schwachen Auftritt des Gegners? Auf jeden Fall erledigte der Minikader des BSV 98 Bayreuth (acht Spieler) die Regionalliga-Aufgabe beim ASV Dachau II in rasendem Tempo: 3:0 (25:17, 25:13, 25:13). Nach nur 62 Minuten Brutto-Spielzeit traten die Oberfranken den zweiten Teil ihrer gut viermal so langen Tagesreise an.
Kaum zurück in der Heimat, drehten sich die Gespräche beim Tabellendritten weniger um die Demontage des Schlusslichts als vielmehr darum, wie man am kommenden Sonntag (15 Uhr, Turnhalle am Roten Main) dem TSV Mühldorf – sieben Spiele, sieben klare Siege, zuletzt ein 3:1 gegen den SV Schwaig II – einen Streich spielen und die Adventsstimmung sowie die vorzeitige Halbzeitmeisterschaft verderben kann.
Dann kehren Franz Damaschke, Jörg Fredersdorf und Julius Spantig ins Team zurück, so dass der BSV wohl letztmals in dieser Saison mit dem kompletten Aufgebot antreten kann. Denn Mittelblocker Jan Wißling arbeitet ab 2019 für seine Dissertation in Luxemburg und Angreifer Spantig unterzieht sich in der Woche nach dem letzten Heimspiel des Jahres einem operativen Eingriff am Knie.
Aber auch zu acht hatte der BSV vor den Toren Münchens keine Probleme gehabt. In erwähnt frostiger Atmosphäre und vor maximal einem Dutzend Dachauer Fans (BSV-Akteur Lukas Neidl lächelnd: „Ein wahrer Hexenkessel“) setzte sich der Gast in allen Sätzen sehr schnell ab. Spielertrainer Milan Dörnhöfer hatte den Dachauern schon beim zweiten Ballwechsel auf den Zahn gefühlt und das blau-gelbe Runde unerreichbar über das Netz gelegt. Und Fabian Buck haute dem Gegner reihenweise den Ball um die Ohren. 13:7, 13:7, 14:6 waren beim Saisondebüt von Libero Chris Dinkel in der Startformation die Spielstände nach jeweils 20 gespielten Punkten.
Die von Volleyball-Legende Leif Andersson (208 Länderspiele) betreuten Dachauer machten viele Fehler, konnten ihren Gast nie in Verlegenheit bringen, höchstens mal überraschen. So staunte Dörnhöfer in einer Auszeit über ASV-Talent Dominik Langbein: „Wahnsinn, wie hoch der springt. Da komm ich mit dem Block nicht hin.“ Über das Potenzial der 16 oder 17 Jahre alten Dachauer gingen die Ansichten beim Sieger auseinander: „Nur ein, zwei Spieler werden Regionalliga-Niveau erreichen“, vermuten die Skeptiker. „Wenn die Truppe reift, kann sie in ein paar Jahren die Liga rocken“, glauben andere.
Am Ende versäumte es der lange Zeit konzentrierte und konsequente, nach dem 22:9 im dritten Durchgang indes locker austrudelnde BSV, die blutjungen Kontrahenten noch stärker zu demoralisieren. Und dennoch: So wenige Punkte (43) wie Dachau am Samstag hat in den 35 Partien der aktuellen Runde sonst kein Verlierer verzeichnet. 13 Spiele endeten 3:0, die „Opfer“ waren dabei bezeichnenderweise – fast gleichmäßig verteilt – die vier Mannschaften vom Tabellenende: SC Memmelsdorf (3), SC Freising (3), TV Mömlingen (4) und Dachau (3). Die bisherige Tiefstmarke (46 Zähler) hatte sich Dachau (in Zirndorf) mit Freising (in Mühldorf) geteilt.
Wenn etwas zu bemängeln war, dann die schlechte Bayreuther Blocksicherung bei drei, vier Lobs der Oberbayern auf die 3-m-Linie. Ein Haar in der Suppe fand freilich noch Tim Gamisch. Der junge Bayreuther Zuspieler-Backup hätte in dieser wahrlich nicht schwierigen Begegnung gern mehr Spielpraxis erhalten. Doch das Trainer-Duo Manuel Wolz/Dörnhöfer gab ihm nur in kurzen Phasen der Sätze zwei (ab 15:10) und drei (ab 20:8) die Chance, seine Fähigkeiten zu zeigen und die Abstimmung mit den Kollegen in einem Punktspiel zu verbessern. Gegen Mühldorf wird es wahrscheinlich nicht mehr Einsatzzeit für Gamisch geben. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr,am 3. Dezember 2017 schlug der BSV die Mühldorfer mit 3:2.