Drei Matchbälle vergeben, Zirndorf gewinnt Tiebreak

Zwei Matchbälle hatten die Herren des BSV 98 schon vergeben, doch Nummer drei brachte den Sieg – glauben jedenfalls die Bayreuther Spieler und jubeln wie fast alle Zuschauer in der Halle am Roten Main. Lukas Neidl hatte den Ball übers Netz gebracht, dort ging er ins Aus, noch berührt von einem Akteur des TSV Zirndorf, wie es aussah. Also 15:13 im Tiebreak für den Gastgeber? Mitnichten, denn die Schiedsrichter haben keinen Zirndorfer Ballkontakt gesehen. Also Ausgleich statt Ende. Zwei Ballwechsel später jubeln die Gäste. Sie haben das dramatische Regionalligaspiel mit 3:2 (25:17, 21:25, 25:21, 22:25, 16:14) für sich entschieden.

Ob wirklich noch ein Gästespieler am Ball war – keiner kann es genau sagen. „Bei so einem Spielstand spielt doch keiner den Fairplay-Helden, geht zum Schiri und sagt: Ich hab‘ den Ball noch berührt“, meinte Jan Wißling. Letztendlich spielte die Szene auch eine untergeordnete Rolle angesichts der drei Chancen zum Sieg, die das BSV-Team nach einer 11:6-Führung im kurzen fünften Satz versiebte.

„Ich habe einen großen Fehler gemacht“, nahm Spielertrainer Milan Dörnhöfer einen Teil der Schuld auf sich. Drei Mal hatte er mit seinen Finten den Gegner allein im vierten Durchgang reingelegt, dabei unter anderem den wichtigen Punkt zum 24:21 gemacht. Doch ausgerechnet bei einem Matchball ließen sich die Zirndorfer nicht überraschen, als der Bayreuther Zuspieler den Ball – statt zu passen – soft übers Netz legte. „Ich hatte wieder eine Lücke erspäht, diesmal aber einen Zirndorfer übersehen“, erklärte Dörnhöfer seinen Fauxpas. Das Publikum stöhnte auf, der bisherige Tabellenführer punktete prompt und wendete die Partie, die spätestens nach einem Missverständnis von Matthias Seidl und Janis Späth zum 11:14 verloren schien.

Die Begegnung begann mit der Vorstellung des Teams, das die Einlauf-Kids an den Händen hielt. Die Partie war dann nicht von allererster Güte. „Erstaunlich, dass bei den recht schwachen Aufgaben lange auch die Annahme so viele Fehler machte“, urteilte TSV-Coach Klaus Wischermann und meinte damit beide Mannschaften. „Bei uns hat zudem diesmal die Blockarbeit, sonst eine Stärke, total gefehlt. Erst zum Ende hin wurde das Niveau besser. Spannend war es freilich die ganze Zeit.“

Der Gästetrainer ärgerte sich, dass seine Truppe (mit einem lange Zeit starken Janek Etzold auf der Diagonalen) mehrfach komfortable Führungen aus der Hand gegeben hatte. Im dann doch noch verlorenen dritten Satz glichen die Hausherren nämlich nach einem 16:19 aus, im vierten ließen sie sich von einem 0:3-Start nicht beirren. Erfolgreich waren die Bayreuther meist über die Position 4, wo Fabian Buck und Neidl schmetterten. Nach einer Erkältung war Neidl freilich noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, so dass er Pausen brauchte.

Bewährt hatte sich indes der Schachzug, dass Tim Gamisch im zweiten und dritten Abschnitt als Zuspieler begann und Dörnhöfer in den Angriff rückte. Als der Erfolg dann nahe schien, war der Spielertrainer durch die Rotation gerade als Zuspieler in vorderster Linie, so dass Bayreuth nur zwei Angreifer hatte. „Vielleicht hätte man hier mit einem erneuten taktischen Wechsel reagieren können“, sagte Ex-Trainer Andreas Rüger, „aber leider ist man oft erst hinterher schlauer.“

„Irgendwie haben wir zu durchschaubar gespielt“, urteilte Jörg Fredersdorf. Seine Mitspieler waren sich einig, dass ein Tiebreak eigentlich nicht besser laufen kann als der am Samstag – bis zum 14:11… Der Zirndorfer Wischermann hat jedenfalls nun auch den BSV Bayreuth auf seinem Zettel, wenn es um die ersten Plätze geht. „Mühldorf allerdings wird uns wohl noch mehr zu schaffen machen.“ Die Oberbayern (9 Punkte) führen derzeit die Tabelle vor den Mittelfranken (8) und Bayreuth (7) an. Fünf Zähler liegt der BSV vor dem Relegationsplatz und drei vor dem VC DJK München-Ost/Herrsching II, bei dem er am kommenden Samstag antritt. Dort wird sich rausstellen, ob Dörnhöfers Einschätzung zutrifft: „Jede Mannschaft der Liga wird es gegen uns schwer haben.“ Und auch Kollege Fredersdorf hat mittlerweile „einen Platz in der oberen Hälfte“ des Zehnerfeldes ins Auge gefasst.

Die Seite mit der Bildershow

Ein kurzes Facebook-Video  vom allerletzten Matchball aus Zirndorfer Sicht  🙁

Für die Freaks:

Zwischenstände (aus Bayreuther Sicht):

  • 1. Satz: 4:4, 7:11, 9:14, 14:16, 16:20, 17:25
  • 2. Satz: 1:4, 7:11, 12:13, 15:14, 19:16, 21:19, 25:21
  • 3. Satz: 3:1, 4:6, 7:12, 12:13, 16:19, 19:19, 20:23, 21:25
  • 4. Satz: 0:3, 4:4, 9:8, 12:13, 15:13, 19:15, 22:17, 22:20, 25:22
  • 5. Satz: 4:1, 8:4, 11:6, 14:11, 14:16

 

Nebenbei: Reporter und Livetickerin haben den vierten Satz mit 25:22 enden sehen. Auf dem Spielberichtsbogen erscheint ein 25:21.