Was für eine Leistung, was für eine Enttäuschung nur zwei Wochen nach dem 3:2-Coup gegen den Spitzenreiter! Nach dem Spiel gegen Abstiegskandidat SVS Türkheim, das der Befreiungsschlag im Abstiegskampf der Regionalliga Süd-Ost werden sollte, liegen die Herren des BSV 98 Bayreuth selbst taumelnd in den Seilen. Sie verloren in der RWG-Halle vor den eigenen Fans sang- und klanglos mit 0:3 (22:25, 16:25, 19:25). „Wohl noch nie zuvor haben wir uns in einem wichtigen Spiel so schwach präsentiert“, war Kapitän Fabian Buck dann auch konsterniert.
Die Lage ist für die Bayreuther (20 Punkte) nun schlecht, aber nicht hoffnungslos. Sie können immer noch mit einem Sieg am kommenden Sonntag (16 Uhr) in Amberg den direkten Abstieg verhindern, weil sie dann vor Türkheim (18) blieben. Doch um einen Umweg zum Klassenerhalt über die Relegation zu vermeiden, müssen zu einem BSV-Erfolg in der Oberpfalz noch ein paar Patzer der jeweils noch zwei Mal spielenden Konkurrenten aus Schwaig (21) und Regenstauf (20) kommen.
Hat man beim BSV am Samstag den zuvor zwei Mal mit 3:0 bezwungenen Gast unterschätzt? „Ich habe vorher deutlich gemacht, dass es noch schwerer wird als jüngst bei unserem überraschenden Sieg über Marktredwitz“, beteuerte Coach Alessandro Bozzato. Die Unterallgäuer hatten zuletzt vier von sechs Partien für sich entschieden. Doch seriöses Bemühen gegen den Misserfolg sieht anders aus.
„Bei uns hat jeder wieder für sich allein agiert“, analysierte Zuspieler Lars Naumann. „Es war – anders als noch gegen Marktredwitz – keiner auf dem Feld, der die anderen mitreißen kann.“ Einer, der diese Eigenschaft besitzt, war mit dick bandagierter rechter Hand zwei Sätze lang außen vor: Artem Kapelus hatte sich – wie berichtet – im Training verletzt. Als sich die Punkte schon langsam auf den Weg nach Türkheim machten, kam der Ukrainer unter Schmerzen doch noch – und sorgte prompt für die Zähler zum1:0 und 3:4 im dritten Durchgang. Doch die Wirkung war weder Stimmung aufhellend noch nachhaltig. Nach dem 7:9 ging es schnell den Bach runter, beim 12:21 bahnte sich gar ein Debakel an. Die Gastgeber verhinderten dies mit sechs Punkten aus den letzten neun Ballwechseln. Doch auch die Abwehr von drei Matchbällen war letzten Endes für die Katz‘. Am Ende quittierte der Tabellenachte seine zehnte Saisonniederlage, zum siebten Male ohne Satzgewinn.
Der SVS Türkheim mit seinen starken Außen Robert Frey und Fabian Scherer sowie Daniel Schneider in der Mitte war in den nur 61 Spielminuten in allen Belangen, also Angriff, Blockspiel und Feldabwehr, überlegen. Fabian Buck: „Vor allem aber hatte er eine klare Taktik, an die man sich auch hielt. Dem hatten wir nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.“ Kein BSV-ler erreichte Normalform.
Anfangs war es noch ein „Sideout“-Spiel, das Annahmeteam war jeweils erfolgreich. Der erste Zwei-Punkte-Vorsprung (13:11) gelang dann dem BSV, der im ersten Durchgang sogar auf 18:14 davonzog. Als er aber nun drei Zähler in Folge abgab, war die Situation da, die Bozzato vorhergesagt hatte: „Wer als Erster die Angst vor dem Verlieren bekommt, verliert dann auch das Spiel.“ Fortan häuften sich die Fehler bei den Bayreuthern, die ohne Jörg Fredersdorf und Milan Dörnhöfer auskommen mussten und vier nicht völlig fitte Akteure in ihrem Zwölfer-Kader hatten.
Trotz fünf Aufschlagfehlern holte sich Türkheim den ersten Satz. Eine charakteristische Szene dann im zweiten: Drei Chancen haben Buck und Co., den Punkt zum 7:8 zu machen; sie dringen indes einfach nicht durch, während der Gegner im selben Ballwechsel gleich seinen ersten Angriff vollendet. „Unsere Blockabwehr ist schon die gesamte Saison über fehlerhaft“, merkte Mittelblocker Marc Fronhöfer selbstkritisch an. Lars Naumann wurde nach dem 9:16 vorübergehend von Tim Gamisch abgelöst, der nach achtmonatiger Pause wegen einer Schulterverletzung gerade erst ein Mal mit der Mannschaft trainiert hatte. Bei 11:21 war auch Abschnitt zwei quasi entschieden, und nicht nur Naumann fühlte sich an die Heim-Klatsche gegen Freising im November (14:25, 19:25, 9:25) erinnert.
Ganz so schlimm wurde es nicht, aber Optimismus für einen Befreiungsschlag in der letzten Runde muss nun erst einmal im Training erarbeitet werden.