Nach dem Spiel wird in der Turnhalle am Roten Main ganz sicher gefeiert – fragt sich nur von wem. Wenn am Samstag (19.30 Uhr) im Derby der Herren-Regionalliga Süd-Ost der BSV 98 Bayreuth auf die VGF Marktredwitz trifft, ist bei jedem Ausgang eine Fete sicher, in einem speziellen Fall sogar eine gemeinsame. Denn die Fichtelgebirgler können vier Wochen vor Saisonschluss schon Meisterschaft und Aufstieg feiern; die Wagnerstädter würden mit jedem Punktgewinn ihre Lage im Kampf gegen den Abstieg verbessern.
Normal wäre ein Erfolg der Gäste. Denn die sind nicht nur souveräner Tabellenführer, sondern haben auch alle ihre bisherigen 15 Matches gewonnen, das Hinspiel gegen den BSV – wie sieben weitere – mit 3:0. Eine mathematische Hochrechnung auf der Internetseite volley.de macht Marktredwitz mit 99,98 Prozent Wahrscheinlichkeit zum Meister nach den 18 Runden. Nicht ganz so hoch, aber immer noch sehr groß dürfte die Quote für das vorzeitige Erreichen der 3. Liga sein. Denn schon mit dem Gewinn eines Punktes, den es im Volleyball für eine 2:3-Niederlage gibt, in Bayreuth wäre die Mannschaft von Coach Milan Cernousek und Trainer Jan Liebscher mit dann 42 Punkten uneinholbar für Verfolger VC DJK MünchenOst/Herrsching II (36, aber nur noch zwei Spiele).
Vor knapp einer Woche setzte sich die VGF in der heimischen Sebald-Halle vor mehr als 300 Zuschauern gegen den VC Amberg mit 25:20, 25:20, 25:21 durch. Die Amberger hatten im ersten Satz bis zum 18:18 und im dritten bis zu einer 18:17-Führung mitgehalten, waren aber trotzdem weit entfernt von einer Siegchance wie im ersten Duell, als sie gleich sechs Matchbälle ungenutzt gelassen hatten.
Auch die BSVler waren in Marktredwitz chancenlos. 25:22, 25:15, 25:16 hieß es Mitte November für den damaligen Gastgeber. Und dennoch wird der Tabellenachte (18 Punkte) nach seinem überraschenden 3:2-Triumph in Freising alles versuchen, den Rückstand auf Amberg (19), TB/ASV Regenstauf (20) und SV Schwaig II (21) zu verkürzen. An diesem Wochenende sind neben den beiden Oberfranken-Klubs nur noch die Amberger und die Schwaiger im Einsatz, die Oberpfälzer haben dabei Heimvorteil.
Das Spielen vor eigenem Publikum hatte der BSV zu Beginn der Saison 2018/19 genutzt, als er die VGF Marktredwitz mit 3:1 (25:19, 21:25, 25:20, 25:21) schlug. Am Ende war es wohl genau dieses Ergebnis, das das Team von der Prellmühle auf Rang vier direkt vor dem Oberfranken-Rivalen landen ließ. Heuer sind die Kräfteverhältnisse anders. Mit dem früheren Profi Ondrej Kust aus Tschechien im Zuspiel, mit Diagonalangreifer Paul Soderer und den Außen Max Schwinger sowie Daniel Weber spielt die Mannschaft aus Hochfranken konstant und „abgezockt“, wie viele Gegner urteilen. Vier VGF-Auswärtssiege im Tiebreak untermauern dies. Dem wollen die Bayreuther vor allem ihren wieder erwachten Kampfgeist
entgegensetzen. Zuspieler Milan Dörnhöfer (verhindert) ist der einzige Ausfall. Erkenntnisse, ob Lars Naumann oder Artem Kapelus seine Position einnimmt, sollte erst das Abschlusstraining bringen. Der Gegner wird sicher nicht mit halber Kraft spielen oder seine Reserve aufbieten“, glaubt BSV-Coach Alessandro Bozzato. „Aber gerade weil uns kaum einer eine Chance gibt, können wir locker in die Partie gehen.“ Dabei gelte es, sich auf eine einfache Spielweise zu konzentrieren und die obligatorischen Durchhängephasen sehr kurz zu halten. Mit guten eigenen Aufschlägen die Marktredwitzer unter Druck zu setzen, sei wahrscheinlich das beste Mittel gegen sie. Und in welchem Fall würden „Rawetzer“ und „Bareider“ gemeinsam feiern? Logisch, bei einem 3:2 für den BSV. Dann hätte der Gast den noch benötigten Punkt zur Rückkehr in die 3. Liga (der er bis 2018 sechs Jahre lang angehörte) und der Gastgeber zwei womöglich goldene Zähler im Bestreben, die Relegation oder gar den Abstieg zu verhindern.