Noch nicht in Schwung sind die Herren des BSV 98 Bayreuth. „Da ist noch viel Luft nach oben, jeder Spieler bei uns kann sich steigern“, formulierte es Angreifer Milan Dörnhöfer nach der 0:3 (21:25, 18:25, 20:25)-Heimniederlage gegen DJK München-Ost/Herrsching II in der Regionalliga Süd-Ost. Als einziges Team im Zehnerfeld haben die Bayreuther noch keinen Zähler; sie hinken dem Großteil der Konkurrenz allerdings auch um zwei bis drei Partien hinterher.
Am Samstag (19. Oktober) sahen die Gastgeber in der Turnhalle am Roten Main immer nur die Hacken des Vizemeisters aus der Landeshauptstadt. Der Beweis: Das 1:0 im zweiten Satz war in den gesamten 74 Spielminuten die einzige Führung des BSV. „Dabei war München längst nicht so überlegen, wie es das Ergebnis aussagen mag“, analysierte Coach Alessandro Bozzato. Er dachte dabei an diverse Situationen, in denen es echt eng wurde: Die schlecht gestartete Heimmannschaft (3:9 und 6:13) arbeitete sich im ersten Satz durch schöne Aktionen von Dörnhöfer, Zuspieler Lars Naumann und zweimal Julius Spantig auf 18:20 und 20:21 heran. Bayreuth gestaltete das Geschehen auch in Durchgang zwei nach dem 4:7 über ein 11:11 bis zum 15:15 wieder offen. Und im finalen Abschnitt war die erfolgreichste Phase des BSV, als er mit drei Punkten in Folge auf 14:15 verkürzte.
Alles Bemühen half freilich nichts. Und das hatte mehrere Gründe: Diverse Missverständnisse prägten das Spiel der Oberfranken (mit vier Neuen im Team). Zudem scheiterten sie häufig am Block der „Perlacher Jungs“ und leisteten sich auch Aufschlag- und technische Fehler wie Netzberührungen. Bozzato: „So haben wir dem Gegner in jedem Satz sieben oder acht Punkte geschenkt. Am meisten aber habe ich mich darüber geärgert, dass der Zusammenhalt nicht da war. Jeder agiert für sich allein und lässt schnell den Kopf hängen, wenn etwas nicht klappt. Doch nur mit positiver Stimmung werden wir bestehen können.“
Apropos Stimmung: Zahlreiche Erstsemester der Uni unterstützten auf der Tribüne traditionell den BSV in seinem ersten Saison-Heimspiel lautstark. Und die nahmen auch den prominenten Gästespielertrainer, dem einen oder anderen persönlich bekannt, aufs Korn: „Kessler, du bist nervös“, tönte es etwa von außen. Der Angesprochene, Ex-Bundesligaspieler Johannes Kessler (27), stand dabei zunächst gar nicht auf dem Parkett. „Ich muss nicht immer spielen, wir haben genug gute Leute“, erklärte er sein anfängliches Bankdasein nach dem Match. Doch als es – siehe oben – im ersten Satz eng wurde, wechselte er sich ein, sorgte mit für den Teilerfolg und erwies sich auch im folgenden Abschnitt als mitentscheidend. Bei 7:6 gekommen, war Kessler nach dem 15:15 mit zwei gewaltigen Sprungaufschlägen erfolgreich. Dass die Provokationen der Fans seinen Ehrgeiz angestachelt hatten, wie es den Anschein hatte, stellte Kessler in Abrede: „Solche Sprüche können mich nicht reizen. Die gehören doch dazu. Ich hab einfach nur Gas gegeben.“
Gas geben müssen auch die Bayreuther, wenn sie nicht den Anschluss verlieren wollen. Hilfreich wäre ein wieder topfitter Kapitän, denn Fabian Buck war am Samstag noch nicht bei hundert Prozent; eine Rückenverletzung macht ihm zu schaffen. „Eigentlich wollte ich gar nicht spielen“, sagte er, doch nach dem verlorenen ersten Satz stellte er sich zur Verfügung. „Vielleicht hätten wir – einfach um etwas zu bewegen – zum Schluss umstellen müssen, etwa Milan für den keineswegs schwachen Lars zuspielen lassen“, dachte Buck laut nach. Doch Dörnhöfer musste in Satz drei sogar komplett zuschauen.
Am kommenden Sonntag (27.Oktober) reist der BSV 98 zum Aufsteiger nach Regenstauf (bisher ein Sieg, zwei Niederlagen). „Da sollten wir mal langsam anfangen, den einen oder anderen Satz zu gewinnen“, meinte Fabian Buck etwas gequält lächelnd. Ein Quervergleich: Wie der BSV haben auch die Oberpfälzer gegen den TSV Grafing II mit 0:3 verloren. „In Sachen Niveau der Liga tappe ich aber auch noch im Dunkeln“, konnte Johannes Kessler den Bayreuthern keine Tipps geben. Einen Trost hatte der Münchner doch parat: „Wenn bei uns alle Mann gesund sind, sollten wir schon um den Titel mitspielen können.“ Das macht das Bayreuther Resultat für den Verlierer, der heuer andere Ziele verfolgt, womöglich erträglicher.