„Für solche Momente lohnt es sich, Volleyball-Trainer zu sein.“ Mit diesem Lob bedachte Andreas Rüger seine Spieler vom BSV 98 Bayreuth, die wenige Minuten vorher mit ihrer bisher wohl besten Saisonleistung zum Tabellenführer-Vorführer geworden waren. Der Aufsteiger in die Regionalliga Süd-Ost klaute dem Drittliga-Anwärter MTV München mit einem 3:1 (18:25, 25:15, 25:23, 32:30) alle drei Punkte und wahrte seine eigenen Chancen, auch 2018/19 in der Viertklassigkeit zu spielen.
Dass diese Chancen des Tabellensiebten (24 Punkte) am Samstag nicht dramatisch gestiegen sind, lag an zwei anderen Resultaten: Da tat es nämlich der ASV Dachau II (9./18) den Bayreuthern gleich und sorgte mit seinem 3:2-Erfolg beim bisherigen Zweiten SV Schwaig II für eine weitere Riesenüberraschung. Und da schlug der VC DJK München-Ost/Herrsching II (8./23) seinen Gastgeber TV Hauzenberg (10./15) mit 3:0. Somit können diese beiden Teams immer noch den BSV hinter sich lassen, vor dem sich nun vier hohe Hürden auftürmen. Die erste ist am Samstag (17.2.) der TSV Zirndorf, der nach dem eigenen 3:1 gegen Mühldorf und den Ausrutschern der Konkurrenz in der Tabelle nun relativ am besten dasteht.
Von ihrer besten Seite präsentierten sich die Bayreuther in der Halle am Roten Main auch ohne Zwei-Meter-Mittelblocker Jan Wißling, Zuspieler-Alternative Axel Kleinscheck und Lukas Neidl von Beginn an. Sie führten 8:6, 12:9 und 17:15, als sich dann aber erste Fehler einstellten, die der MTV mit Angreifer Aleksandrs Ziskins, Tobias Hoffmann und Alexander Einfinger in der Mitte sowie Steller David Panev zu neun Punkten in Serie nutzten – der erste Satz war weg.
Doch als habe es diesen Rückschlag nicht gegeben, drehte das Heimteam nun auf. „Wir haben endlich mal nur den jeweils nächsten Ballwechsel im Kopf gehabt und nicht gleich den Satzgewinn“, erklärte der starke Angreifer Fabian Buck die fast schon grandiose Phase in Durchgang zwei. Der Außenseiter, der das Hinspiel ganz glatt verloren hatte, machte aus dem 5:1-Start eine 12:5-Führung und ließ den MTV nicht mehr zu seinem Spiel finden. Über 18:10 und 22:12 spielte er den Spitzenreiter an die Wand. Glänzende Abwehrarbeit von Libero Christian Dinkel, Zuspieler Milan Dörnhöfer und Kollegen sowie gute Angriffe auch von Jörg Fredersdorf und Florian Drescher brachten das in der Deutlichkeit sensationelle 25:15. „Und dabei hatte ich beim Warmspielen noch gehörigen Respekt vor den Münchnern und ihren gewaltigen Schlägen bekommen“, gestand Fredersdorf nachher.
Die Bayreuther waren aber nun so in Fahrt (Julius Spantig: „Die Stimmung auf dem Feld war bestens“), dass im dritten Satz auch ein 1:5 weggesteckt wurde. Da der auch stark servierende Lukas Schröder und Volker Nissels in der Netzmitte vermehrt erfolgreich waren, eroberte der Underdog beim 15:14 erstmals die Führung und erspielte sich beim 24:20 vier Satzbälle. Den letzten verwandelte Nissels.
Und dann dieses unvorstellbare Wechselspiel in Durchgang vier. Buck griff unermüdlich an, ließ damit den MTV nicht weiter als zwei Punkte weg. Beim 13:12 war der BSV vorn, bis zum 19:19 blieb es ganz eng. Dann schienen die Gäste, die sich bisweilen von den Schiedsrichtern benachteiligt fühlten, den Tiebreak erzwingen zu können – 24:21. Kapitän Buck und seine Mitstreiter wehrten aber drei Satzbälle ab, hatten bei 26:25, 28:27 und 29:28 selbst Matchbälle, gerieten noch mal in höchste Bedrängnis (26:27 und 29:30), machten dann aber drei Zähler zum Triumph.
Coach Rüger fasste zusammen: „Kämpferisch war das überragend, spielerisch stark, die Aufschläge fast immer druckvoll. Jeder hat eine anerkennenswerte Leistung gebracht. Als die Abwehr auch noch scheinbar aussichtslose Bälle holte, stieg das Selbstvertrauen immer mehr. Und im Angriff hat Fabian viel Verantwortung übernommen.“ Der unerwartete Erfolg kann am kommenden Samstag beim Bayreuther Sportlerball tanzend gefeiert werden, am besten mit einem, zwei oder drei Zählern aus Zirndorf im Gepäck.
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