Luxemburg statt Regionalliga: BSV-Eigengewächs Jan Wißling sagt servus

Das Geschenk zum Abschied kam etwas verfrüht – mitten im Dezember-Heimspiel der Herren 1 gab es in einer Satzpause etwas Süßes. Jan Wißling aber blieb dem Verein noch ein paar Wochen erhalten,bis Ende Januar 2019. Was nichts daran ändert, dass der Mittelblocker an diesem Samstag (19. Januar, 19.30 Uhr, Turnhalle am Roten Main) gegen den SC Freising nun wirklich sein letztes Heimspiel bestreitet, vielleicht nicht „auf Jahre“, wie ein Bayreuther Medium etwas vorschnell spekulierte, aber sicher für einige Zeit. Die nahe und die weite Welt rufen, aus beruflichen Gründen wird Luxemburg vorerst seine Heimat.

Rund ein Dutzend Jahre jagt der 25 Jahre alte Wißling dem Volleyball nun schon hinterher, bildet am Netz mit seinem Nebenmann einen starken Block, macht über die Mitte zahlreiche Punkte oder von außen möglichst viel Stimmung. Dabei war Jan anfangs beim BSV 98 Bayreuth Fußballer, „bis ich mit zwölf Jahren bei einem Familienurlaub an der Ostsee Leute Volleyball spielen sah“. Das Interesse war geweckt, allein der Plan, diese Sportart auszuprobieren, war nicht ganz einfach. In Bayreuth gab es für Jungen seines Alters nämlich keine Mannschaft. Die Lösung: Bei der BTS in einem Mädchenteam mitmachen.

„Unter Raimond Tetzner habe ich da schon mal viel gelernt“, erzählte uns Jan. Nebenbei: Raimond wurde vor knapp einem Jahr als exzellenter Libero mit der Senioren 3 des BSV in Berlin DM-Vierter. Aber zurück zu dem Zwei-Meter-Mann, der sich den letzten Zentimeter für dieses Gardemaß einfach mal ausleiht, wenn es besser klingen soll. Bei den Trainern Hubertus Kampe und Harald „Gaius“ Vogt wurde sein Talent zum Blühen gebracht. Mit der U 16 des Klubs erreichte er die DM-Endrunde in Bitterfeld, mit der GMG-Schulauswahl das Finale von „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin.

Über die unteren Herren-Mannschaften spielte sich Jan in die Bayernliga-Mannschaft. „Unser Aufstieg 2017 in die Regionalliga war dann sicher ein Highlight meiner bisherigen Karriere“, berichtet der 25-Jährige, „in dieser Saison schien ja alles auf den VfL Volkach als Meister hinauszulaufen, doch wir haben ihn dann noch abgefangen.“

Der Klassenerhalt gelang 2018 über die Relegation. Wißling wurde wieder mehrfach in seiner Liebe zum Mannschaftssport bestärkt: „Das ist einfach cool, mit anderen was zu erreichen, Teamgeist zu spüren, Freunde zu haben und mit ihnen zusammen auch über den Sport hinaus etwas zu unternehmen.“ So verspürt er natürlich auch große Lust, in Zukunft dieses Hobby zu pflegen. In Luxemburg, wo der Wirtschaftsjurist (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Zivilrecht IV der Bayreuther Uni) ein paar Monate lang seine Doktorarbeit perfektionieren will, oder auch in München, Frankfurt oder anderswo, wohin ihn das dann anstehende Referendariat vor dem zweiten Staatsexamen verschlagen wird. „Ich habe aber noch nicht nach einem Klub in Luxemburg geschaut.“ Es bleiben ihm ja immer noch das Joggen, das Wandern und im Sommer das Beachen. Im Sand hat Jan Wißling mit Alexander Huber und Julius Spantig schon einige Erfolge vorzuweisen.

Logisch, dass sich ein Sportler wie Jan auch für andere Sportarten interessiert. Derzeit sind es vor allem die Handball-WM und der Biathlon-Weltcup. Im Schnee hat er selbst zudem gerade auch in Österreich Erfahrungen auf Alpin-Skiern und Langlauf-Latten gemacht. Auch in der Trainerarbeit mit jungen Volleyballern kennt er sich bereits aus. „Da bin ich im Verein so reingerutscht, habe auch schon meinen jüngeren Bruder Tobias betreut und die Damen-Mannschaft der Uni gecoacht. Macht alles Megaspaß, aber erst mal sehe ich zu, dass ich selbst zum Spielen komme.“

Dabei hat er ein Handicap. Vier Jahre war Jan alt, als bei ihm Diabetes festgestellt wurde. „Eine Krankheit, die ein Leben lang bleibt“, sagt er. „Aber dank der großen Hilfe meiner Eltern kam ich damit klar, bis ich selbst Verantwortung übernehmen konnte. Ich kann alles machen, wenn ich gut eingestellt bin.“

Dass die Einstellung passt, hofft er auch bei seinen künftigen Ex-Mitspielern. „Auch wenn es für jeden einzeln mal nicht so gut läuft, muss man sich immer bemühen, sich als Team zu finden“, lautet sein Tipp. Die Hinrunde sei gut gelaufen, die „paar Punkte gegen den Abstieg“ werde der BSV gewiss holen, um dann auf eine Saison zurückzublicken, die „richtig gut“ gewesen sei – auch wenn Jan Wißling nur zwölf der 18 Spiele mitgemacht haben wird.